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Forschungsprojekte

Laufend:

 

Personalisierung: Autorität und Subjektivierung 

 

gefördert durch:

Deutsche Forschungsgemeinschaft, Teilprojekt im Rahmen des Sonderforschungsbereichs 948 "Helden - Heroisierungen - Heroismen. Transformationen und Konjunkturen von der Antike bis zur Moderne“.

Projektleitung:

Prof. Dr. Ulrich Bröckling

Prof. Dr. Urs Andreas Sommer

Prof. Dr. Nicola Spakowski

Prof. Dr. Magnus Striet

 

Mitarbeiter_innen in Freiburg:

 

Dr. Dorna Safaian

Clara Arnold

Laufzeit:

2020 - 2024

 

Kurzbeschreibung

Heldinnen und Helden wird einerseits Autorität zugesprochen, weil und insofern ihnen gefolgt und zu ihnen aufgeschaut wird. Andererseits liefern sie Modelle der Selbstbeschreibung, Selbstformung sowie Handlungsorientierung und wirken in diesem Sinne subjektivierend. Heroische Autoritätsbindungen und heroische Subjektanrufungen verbindet eine Logik der Personalisierung: Nicht stärkere Waffen, überlegene Ressourcen, die Berufung auf Tradition, Legitimation durch Verfahren oder der zwanglose Zwang des besseren Arguments begründen hier Gehorsam und Unterordnung, nicht allgemeine Wertehorizonte, Verhaltenskodizes oder Nutzenkalküle formen hier das Selbst, sondern das Nachahmung fordernde Vorbild oder die bewundernde Verehrung einer exzeptionellen Gestalt. Die bisher im SFB erarbeiteten Fallstudien haben den Konnex von personalisierten Autoritätsbindungen und asymmetrischen Subjektivierungsweisen eingehend beschrieben und historisch eingeordnet. Sie werden nun explizit zum Gegenstand theoretischer Reflexion gemacht. Das TP verfolgt dabei zwei komplementäre Fragestellungen: Auf der einen Seite sollen die in den vergangenen Förderphasen gewonnenen Erkenntnisse über heroische Subjektentwürfe sowie Helden als Autoritätsfiguren zusammengeführt und übergreifende Merkmale heroischer Subjektanrufungen und Führungsverhältnisse herausgearbeitet werden. Dazu gehören narrative Muster der Autorisierung, die Attribution von Exzeptionalität und Handlungsmacht, sozialpsychologische Dynamiken der Identifikation und Projektion, die Reduktion komplexer Interdependenzgeflechte auf personalisierte Gefolgschaftsbeziehungen sowie die sozial bindende Kraft des Opfers. Um ausgehend von den geleisteten historischen Fallstudien die theoretische Durchdringung zentraler Aspekte des Heroischen zu vertiefen, sollen analytische Konzepte und empirische Befunde der Autoritarismus- und Subjektivierungsforschung in dieser Perspektive herangezogen und weitergeführt werden. Ergänzend dazu sollen in der Arbeit des SFB bislang wenig berücksichtigte, aber für das Verständnis von Heroisierungen und Heroismen grundlegende Diskursfelder untersucht werden. Das gilt insbesondere für politisch-philosophische, pädagogische, sozialpsychologische und ethische Zugänge. Analysiert werden sollen in diskursgeschichtlicher und wissenssoziologischer Perspektive disziplinäre Rechtfertigungsordnungen und Problematisierungen, die Modelle heroischer Autoritätsbindung und Subjektivierung verhandeln. Auf der anderen Seite sollen die im SFB erarbeiteten Erkenntnisse produktiv gemacht werden, um genauer zu verstehen, wie personengebundene Autoritätsbeziehungen zustande kommen, aufrechterhalten werden oder erodieren und welche Subjektivierungseffekte sie zeitigen. Das Heroische wird damit selbst zum Explanans. Untersucht werden soll, wie in exemplarischen Feldern (politische Regime, Unternehmen, religiöse Gruppen, scientific communities, pädagogische Institutionen) sich personale Autoritätsansprüche und Subjekttypen formieren und dabei einem Muster folgen, das gerade für die Bindung an Heldenfiguren charakteristisch ist. Heroische Autoritätsbindungen und Subjektanrufungen finden sich in westlichen und nichtwestlichen Gesellschaften, unterliegen aber jeweils spezifischen Ausprägungen. Dies wird exemplarisch an China herausgearbeitet, das mit seinem autoritären politischen System und dem Glauben an die formende Kraft von Vorbildern in Konfuzianismus und Maoismus besonders projektrelevant ist. Das TP ist insgesamt stark gegenwartsanalytisch angelegt

 

 

 

 

Abgeschlossen:

 

 

Psychiatrie und Subjektivität im Wandel

Erfahrungen von Patientinnen und Patienten bundesdeutscher psychiatrischer Einrichtungen von den 1960er Jahren bis heute

 

gefördert durch:

Deutsche Forschungsgemeinschaft

Projektleitung:

Prof. Dr. Ulrich Bröckling, Dr. Andrea zur Nieden

Mitarbeiterin:

Mag. Karina Korecky

Laufzeit:

10/2017 - 10/2021 

 

Kurzbeschreibung

Die Erfahrung von Psychiatrie stellt eine besondere Herausforderung an die Wahrnehmung und Deutung der eigenen Person dar. Diese Selbstwahrnehmung geschieht vor dem Hintergrund sich wandelnder Bilder von psychischer Krankheit und neuen institutionellen Versorgungsangeboten. Das Forschungsvorhaben erhebt und beschreibt die Selbstdeutungen von Psychiatrieerfahrenen angesichts des institutionellen und diskursiven Wandels der Psychiatrie von 1960 bis in die Gegenwart. Wir analysieren die Subjektivierungsweisen (ehemaliger) PatientInnen, d. h. die Formen und Strategien der Wiedergewinnung von Handlungsfähigkeit und Autonomie, die durch Psychiatrieerfahrung in Frage gestellt sind. Ergebnis ist eine Typologie von Deutungsmustern des Subjektstatus' von Psychiatrieerfahrenen im Wandel, des psychiatrisierten Selbst. Dieses Ziel orientiert sich an aktuellen Debatten um Patientenautonomie versus Zwang im psychiatrischen Feld, an der gesundheitspolitisch zunehmenden Betonung von Eigenverantwortung und Prävention im Bereich der Psychiatrie sowie an den Debatten um Theorie und Geschichte des Subjekts in der Soziologie.

 

 

The Power of Wonder – The Instrumentalization of admiration, astonishment and surprise in Discourses of knowledge, power and Art

Die Macht des Staunens – Die Instrumentalisierung von Bewunderung, Erstaunen und Überraschung in Wissens-, Macht und Kunstdiskursen

 

gefördert durch:

Schweizer Nationalfonds, Programm: Sinergia, Website: http://staunenprojekt.com

Projektleitung:

Prof. Dr. Mireille Schnyder, Universität Zürich, Deutsches Seminar

Prof. Dr. Nicola Gess, Universität Basel, Deutsches Seminar

Prof. Dr. Ulrich Bröckling, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Institut für Soziologie

Prof. Dr. Hugues Marchal,  Universität Basel, Französischs Seminar

Mitarbeiter_innen in Freiburg:

Ole Bogner

Kim Hagedorn

Laufzeit:

2018 - 2022

 

Kurzbeschreibung

Staunen, Bewunderung oder Überraschung werden künstlich evoziert und in Diskursen der Macht, der Moral und Ethik, des Wissens und der Gesellschaft strategisch eingesetzt als Instrumente der Beeinflussung und diskursiven Hierarchisierung.

Der Moment des Staunens gilt seit der Antike als Anfang der Erkenntnis, Anfang eines Begehrens und Anfang einer Subjektsetzung. Staunen bildet eine Schnittstelle zwischen Subjekt und Welt, die zur Verhandlung von wissenschaftlichen, gesellschaftlichen, politischen und religiösen Beziehungen und Konzepten gebraucht werden kann. Entsprechend ist die Macht des Staunens, die in Rhetorik, Poetik und Ästhetik strategisch eingesetzt wird, nicht nur ein zentrales Instrument für politische Herrschaftsstrukturen und Machtrelationen, sondern auch ein Mittel, über das ökonomische und epistemische Interessen affektiv und diskursiv legitimiert werden.

Soziologische Zeitdiagnosen zwischen Postheroismus und neuen Figuren des Außerordentlichen 

 

gefördert durch:

Deutsche Forschungsgemeinschaft, Teilprojekt im Rahmen des Sonderforschungsbereichs 948 "Helden - Heroisierungen - Heroismen. Transformationen und Konjunkturen von der Antike bis zur Moderne".

Mitarbeiter:

Dr. Tobias Schlechtriemen

Laufzeit:  

 2016 - 2020

 

Kurzbeschreibung

Das von Prof. Dr. Ulrich Bröckling und Dr. Tobias Schlechtriemen bearbeitete Forschungsprojekt untersucht soziologische Zeitdiagnosen aus der Zeit zwischen dem Ersten Weltkrieg und der Gegenwart im Hinblick auf das Spannungsfeld von postheroischen Orientierungen und heroischen Subjektkonzepten. Besonderes Augenmerk richtet sich dabei auf die emblematischen Figuren, die in den Gegenwartsdiagnosen aufgerufen werden. In heroisch aufgeladenen Leitbildern wie dem ‚Unternehmer‘ oder dem ‚Arbeiter‘, in deheroisierten bzw. a-heroischen Zeitgestalten wie dem ‚Angestellten‘ oder dem ‚Organization Man‘, aber auch in Kollektivsubjekten wie der ‚Lonely Crowd‘ oder der ‚skeptischen Generation‘ sind elementare gesellschaftliche Erfahrungen und Erwartungen figurativ verdichtet.

In der ersten Teilstudie werden die prägenden Sozialfiguren gesichtet, die in soziologischen Gegenwartsdiagnosen auftauchen. Die zentralen Fragen sind: Welche Eigenschaften zeichnen das Genre ‚soziologische Gegenwartsdiagnose‘ aus? Welche Sozialfiguren tauchen in welcher Zeit auf und welche gesellschaftlichen Erfahrungen artikulieren sie? Sind diese Figuren geschlechtlich markiert und welche Geschlechterrollen verkörpern sie? Werden sie heroisiert oder tragen sie a-heroische Züge und wie beschreiben sie das Verhältnis der oder des Einzelnen zum Kollektiv? Welche rhetorischen und narrativen Elemente finden sich in den Zeitdiagnosen? Auf welche Weise wird über zeitdiagnostische Typisierungen und personale Figurationen soziologische Evidenz generiert?

Einen eigenen Diskursstrang markieren die zunächst auf Fragen militärischer Kampfbereitschaft und des Managements bezogenen, dann zu Zeitdiagnosen verallgemeinerten Debatten um ‚postheroische Gesellschaften‘. In einer Teilstudie des geplanten Teilprojekts sollen die unterschiedlichen Postheroismus-Diagnosen seit den 1980er Jahren diskursanalytisch rekonstruiert, ihr gemeinsamer Problemhorizont herausgearbeitet und mit Gegenwartsdeutungen konfrontiert werden, die auf neue Konjunkturen und Ausprägungen des Heroischen abheben.

Die Forschungen zu den Sozialfiguren soziologischer Gegenwartsdiagnosen und dem Diskurs des Postheroismus finden als Teilprojekt im Rahmen der zweiten Förderphase des Sonderforschungsbereichs 948 „Helden – Heroisierungen – Heroismen. Transformationen und Konjunkturen von der Antike bis zur Moderne“ statt, die mit einer Laufzeit von vier Jahren im Juli 2016 begonnen hat.

 

Handbuch Drogen in sozial- und kulturwissenschaftlicher Perspektive

 

Projektleitung:

Prof. Dr. Ulrich Bröckling, Dr. Robert Feustel (Universität Leipzig), Prof. Dr. Henning Schmidt-Semisch (Universität Bremen)

Laufzeit:  

2015 - 2017

 

 

 

Kurzbeschreibung:

Das Thema Drogen provoziert heftige Reaktionen. Es wird in unterschiedlichen Wissenschaften, in Politik, Gesellschaft und Medien genauso wie in privaten Zusammenhängen diskutiert und problematisiert. Die Gefahren der Drogen werden beschworen, weit seltener wird ihr Genuss- und Erkenntnispotential hervorgehoben. Die Spannbreite der Debatten ist riesig. Sie reicht von Helmut Kohls Vision einer Gesellschaft, „die Rausch einmal genauso ächtet wie Kannibalismus“ bis zu Ronald K. Siegels viertem Trieb – also jener Vorstellung, dass der von Drogen hervorgerufene Rausch genauso natürlich sei wir Hunger oder Durst. Zugleich haben die verschiedenen Diskussionen zum Thema einen historischen Rahmen: Erst seit etwa zwei Jahrhunderten lässt sich die Geschichte einer wissenschaftlichen und politischen Problematisierung von Stoffen, ihren Effekten und den dazugehörigen Verhaltensweisen mithilfe der Klammern Drogen, Rausch und Sucht erkennen. Gerade weil Drogen und ihre umstrittenen Effekte individuell und kollektiv, privat und politisch, medizinisch und philosophisch, aktuell und historisch Wellen schlagen, weil sie an der diffusen Grenze von Subjekt und Gesellschaft ihr Werk verrichten, sind sie ein bedeutsamer Gegenstand der Soziologie. 

Das Handbuch Drogen in sozial- und kulturwissenschaftlicher Perspektive soll das soziologische Feld in Bezug auf Drogen und die mit ihnen verbundenen sozialen, gesellschaftlichen und politischen Praktiken kartographieren. Die Soziologie liefert vielfältige Perspektiven, Theorien und Deutungsangebote, die oft in Einzelstudien und im Rahmen anderer Themen verarbeitet wurden. Zu häufig jedoch folgt die Thematisierung von Drogen einem gleichermaßen affektiven wie automatisierten Kurzschluss von Drogen und Sucht: Wenn über Drogen gesprochen wird, dann meist in der Rhetorik von Rausch und Abhängigkeit. Drogen erscheinen als gefährlich oder riskant, Analysen des Drogengebrauchs sollen Wege zu Prävention und Therapie aufzeigen. Das Handbuch entzieht sich dieser Pfadabhängigkeit und soll verschiedene soziologische Zugänge zu Drogen, Drogenkonsum, -handel, Rausch und deren Historizität abschreiten, ohne die zeitgemäße Problematisierung von Sucht und Abhängigkeit immer schon anzunehmen. Drogengebrauch wird – statt nur als abweichendes Verhalten zu gelten – als kulturelle Praxis antizipiert, die auf sehr heterogene Weise ihre gesellschaftliche Rolle spielt. Daraus ergeben sich vielfältige Fragen und Themenkomplexe: Die performativen Momente des Gebrauchs, die kontingenten Bedeutungszuschreibungen, die Einordnung von Drogen und ihren Effekten in Kategorien des Fremden und des Eigenen usw. Nicht zuletzt stellt sich aus einem soziologischen Blick die Frage, woher die Idee der Prohibition bestimmter Stoffe stammt, welcher politischen Rationalität sie folgt und was sie ins Rollen gebracht hat.

Die Stärke soziologischer Perspektiven auf das Thema Drogen besteht vor allem in ihrer methodischen Distanz: Sie sondieren das Feld an der Schnittstelle von Subjektivierungen und Vergesellschaftungsformen und öffnen so den Blick dafür, welche sozialen Funktionen mit Drogen verknüpft werden, welche Sinndeutungen unterschiedliche Akteure damit verbinden und welche Praxisformen sich im Umgang mit ihnen herausgebildet haben. Von der Materialität der Drogen (aber nicht von einzelnen Substanzen) ausgehend, soll das geplante Handbuch auch angrenzende Themen wie Rausch, Sucht, Abstinenz oder Kriminalität und deren Historizität einbeziehen. Ziel ist ein Überblick über die vielfältigen soziologischen Perspektivierungen von Drogenproduktion, -handel und -konsum, der Gebrauchsweisen und Bedeutungszuschreibungen von Drogen, rechtlicher und politischer Regulierungen. Es soll darum gehen, die Soziologie auf ihren Zugang zu Drogen abzuklopfen und zugleich – soweit möglich – ausgetretene Pfade zu verlassen.

 

Egalität oder Exzellenz – zur Gleichzeitigkeit gegenläufiger Rationalitäten im deutschen Bildungswesen

 

gefördert durch:

Deutsche Forschungsgemeinschaft, Teilprojekt im Rahmen der DFG-Forschergruppe Mechanismen der Elitebildung im deutschen Bildungssystem (FOR1612)

Mitarbeiter:  

Dr. Tobias Peter

Laufzeit:

2011 - 2018

 

Kurzbeschreibung:

Das Vorhaben untersucht mit der gesellschaftlichen Konstruktion von Egalität und Exzellenz die diskursive Formation und die praktischen Effekte von zwei gegenläufigen politischen Rationalitäten des zeitgenössischen Bildungswesens in Deutschland. Während im Elementar- und Primarbereich des Erziehungssystems ein Vokabular der Chancengerechtigkeit (inklusiv und auf Mindestkompetenzen in der Breite orientiert) den bildungspolitischen Diskurs dominiert, bildet im tertiären Bereich bei den Hochschulen Exzellenz (exklusiv und auf Höchstleistungen in der Spitze orientiert) den Fluchtpunkt politischer Interventionen und institutioneller Reformprozesse. Untersucht werden soll unter theoretischer Orientierung an den Studies of Governmentality und der Systemtheorie, auf welche Rechtfertigungsordnungen sich diese gegenläufigen Rationalitäten stützen, welche intendierten wie nicht-intendierten Effekte sie zeitigen, welche Interferenzen sich zwischen ihnen ergeben und mit welchen Mechanism en der Distinktion und Kohärenzbildung über sie Inklusion und Exklusion im Erziehungssystem organisiert werden. Dazu sollen in der beantragten ersten Phase die Rationalitäten der beiden Diskursstränge auf den Ebenen von Strategie und Konzeption, institutioneller Umsetzung, öffentlicher Debatte sowie wissenschaftlicher Reflexion diskursanalytisch untersucht werden. In der zweiten Phase sollen die dadurch begründeten institutionellen Praktiken sowie die mit beiden verbundenen Subjektivierungsformen analysiert werden.

Das Projekt ist eines von sechs Teilprojekten der DFG-Forschergruppe Mechanismen der Elitebildung. In der Forschergruppe werden Prozesse der Konstruktion und Herstellung von Exzellenz in zentralen Bildungsinstitutionen und Bildungsorten in Deutschland von der Vorschule bis zur Hochschule und deren Bedeutung für die Bildungsadressaten und Professionellen untersucht. In sechs Projektvorhaben werden unter der Perspektive von Mechanismen der Elitebildung die bildungspolitischen Diskurse um Exzellenz, das Zusammenspiel von Familie und Institutionen in Elementarbildung und Grundschule, das exklusive gymnasiale Schulsegment, Hochschulen mit einem Eliteanspruch sowie soziale Abgrenzungen in Peerwelten auch unter Berücksichtigung kontrastiver Vergleichsfälle in den Blick genommen.

Bewilligt wurden neben diesem Kooperationsprojekt mit der Universität Freiburg und dem Projekt Elitebildung an Hochschulen am Institut für Hochschulforschung vier Projekte, die in der Philosophischen Fakultät III bzw. im ZSB der MLU angesiedelt werden (Projektleiter: Prof. Dr. Georg Breidenstein, Prof. Dr. Werner Helsper, Prof. Dr. Heinz-Hermann Krüger und Prof. Dr. Johanna Mierendorff/Prof. Dr. Rabe-Kleberg).
Sprecher der Forschergruppe ist Prof. Dr. Heinz-Hermann Krüger. Stellvertretender Sprecher ist Prof. Dr. Werner Helsper.

 

Der Held als Störenfried. Zur Soziologie des Exzeptionellen

 

gefördert durch:

Deutsche Forschungsgemeinschaft, Teilprojekt im Rahmen des Sonderforschungsbereichs 948 "Helden - Heroisierungen - Heroismen. Transformationen und Konjunkturen von der Antike bis zur Moderne".

Mitarbeiter:  

Dr. Tobias Schlechtriemen

Laufzeit:

2012 - 2016

 

Kurzbeschreibung:

Das von Prof. Dr. Ulrich Bröckling und Dr.Tobias Schlechtriemen bearbeitete Forschungsprojekt untersucht erstens, wie sich in den Konstitutionsphasen der Soziologie (1830-50 und um 1900) trotz der grundlegend a- bzw. antiheroischen Ausrichtung der Disziplin heroische Motive in den soziologischen Diskurs eingeschrieben haben. In einer dekonstruktiven Lektüre der Grundlegungstexte des Fachs sowie zeitgenössischer Sekundärtexte sollen Artikulationen der Trauer über den Verlust des Heroischen, des Rufs nach seiner Wiederherstellung, der Substitution von Heldenfiguren durch Kollektivsubjekte wie Volk oder Klasse, und schließlich die Suche nach einem neuen Heroismus der Moderne herauspräpariert werden. Ausgehend von dieser Rekonstruktion heroischer Subtexte und Unterströmungen im soziologischen Diskurs wird das Projekt zweitens einen Beitrag zu einer soziologischen Theorie des Exzeptionellen leisten.

Die Forschungen zum ‚Held als Störenfried‘ und einer ‚Soziologie des Exzeptionellen‘ finden als Teilprojekt im Rahmen des Sonderforschungsbereichs 948 „Helden – Heroisierungen – Heroismen. Transformationen und Konjunkturen von der Antike bis zur Moderne“ statt, der ab dem 1. Juli 2012 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft für eine Laufzeit von vier Jahren gefördert wird.

 

Multiple Futures - Africa, China, Europe - International Workshop

 

gefördert durch:

Konfuzius Institut

Projektleitung:

Prof. Dr. Ulrich Bröckling, Prof. Dr. Gregor Dobler, Prof. Dr. Nicola Spakowski

Laufzeit:

2015 

 

 

 

Kurzbeschreibung: 

The future is as uncertain as it is inevitable. In order to deal with its inescapable contingency, individuals and societies use a wide variety of strategies which always relate to a society’s present. Imagining the future and imagining ways of shaping it thus become tangible expressions of the current society. 

The workshop will compare relations to the future in Africa, China and Europe: expectations about the future, forms of knowledge creation about it and strategies of managing it. Just as the three macroregions have distinct histories and find themselves in different social, economic and political situations today, their discussions about the future differ. How far and in what ways are hopes and fears about the future specific to certain regions? What conceptions of planning, control and unpredictability are visible in the discussions? What are, in social imaginations and in the reality of planning, dominant ways of making certain futures happen?

The workshop will ask which rationalities (e.g. transformation, progress, development, sustainability, resilience…) and which technologies (e.g. political planning, market-led self organisation, preventive security policies…) are used and imagined in order to influence contingent futures. We will examine four fields that, in all three macroregions, play an important role for discussions about the future:

(1) The future of cities

Megacities are paradigmatic places of modernity, on which many hopes about the future are projected. At the same time, the boundless agglomerations of mega-cities question the possibility of political intervention and planning in general.

(2) Growth and its critics

Economic growth is still very much globally perceived as an index of social progress. At the same time, the “limits to growth” can no longer be ignored, and the dogma of growth appears to many as a danger to a humane future.

(3) Demography

Debates on demographic developments and migration drastically show differences between the regions: while European societies bemoan low levels of reproduction and fear an ageing society, and China slowly reverses its one child policy, Africa’s still high productivity is variously discussed as an asset for economic growth or as a recipe for ecological disaster.

(4) The future of the state

Answers to the question about the state’s future role differ between optimism about central regulation – China’s model –, care for the balance between societal and state institutions – the European model – and an often externally driven discussion on Africa in which the state is variously seen as a powerful broker of development or as a Western institution failing and fading in contemporary global realities. 

In these four fields, we strive to compare social and political dynamics in Africa, China and Europe, without essentialising the regions or brushing over intra-regional differences. We hope that the comparison will not lead to a reification of regional differences, but to a better grasp of the regions’ relations to a common global world, and of their place in the international division of labour.

 

Das Andere der Ordnung. Figuren des Exzeptionellen

 

Mitarbeiter:  

Dr. Tobias Schlechtriemen, Dr. Christian Dries, Matthias Leanza

Laufzeit:

2013 - 2015

 

Kurzbeschreibung:

Fragen nach Möglichkeit, Gestalt und Wandel sozialer Ordnung stehen im Zentrum sozial- und kulturwissenschaftlicher Forschung. So unterschiedlich die theoretischen Perspektiven und die empirischen Befunde sein mögen – ihnen liegen stets bestimmte Ordnungsvorstellungen zugrunde: Ob primär Klassen und Kapitalsorten, Funktionssysteme und Or-ganisationen, Netzwerke und Interaktionssituationen, Lebenslaufregime und Subjektivierungsweisen, soziotechnische Arrangements und Kommunikationsmedien, Sinnwelten und Praxen oder Epistemen und Diskurse untersucht werden, ändert nichts an diesem grundsätzlichen Bezug auf Ordnung. Es sind wiederholbare Schemata, auf die sich das Augenmerk richtet. Regeln und Regelmäßigkeiten sollen herausgearbeitet, Muster identifiziert und Strukturen sichtbar gemacht werden. Wissenschaft zielt stets auf das Allgemeine im Besonderen; am Einzelfall interessiert sie, was über ihn hinausweist. Ein Großteil sozial- und kulturwissenschaftlicher Theorien ist daher mit der Explikation und der Be-wertung von Ordnungskonzeptionen befasst; komplementär dazu suchen empirische Studien Genese und Form sozialer Ordnungen am konkreten Fall nachzuzeichnen. Das Soziale erscheint so als ein vielschichtiger Ordnungszusammenhang, den die Sozial- und Kul-turwissenschaften rekonstruieren können. 

Das ist aber nur die eine Seite. Ordnungskonzeptionen gehen stets mit spezifischen Vor-stellungen von Nicht-Ordnung einher. Was Ordnung ist, lässt sich nur in Abgrenzung von ihrem Außen bestimmen, und so vielfältig die Raum-, Zeit-, Sinn-, Macht-, Wissens-, Wirtschafts-, Verfassungs-, Geschlechter-, Liebes-, Glaubens- usw. -ordnungen, so heterogen sind die Gestalten dessen, was aus ihnen herausfällt bzw. in ihnen nicht aufgeht. In den sozial- und kulturwissenschaftlichen Theorien taucht dieses Andere allerdings meist nur ex negativo als Ausnahme, Abweichung, Mangel, Opposition, Störung oder Rauschen auf. Weil von der Ordnung her gedacht wird, schrumpft ihr Anderes zum Epiphänomen. 

Das Forschungsprojekt eröffnet eine neue Perspektive, indem es die Blickrichtung ändert. Das Andere der Ordnung bleibt dabei auf diese bezogen, aber Vorrang erhält, was sonst lediglich als Problemanzeige und Kontrastfolie fungiert. Nicht die elaborierten sozial- und kulturwissenschaftlichen Semantiken der Ordnung, sondern die im Vergleich dazu weit weniger ausgearbeiteten Semantiken des Irregulären und Außerordentlichen, des Exzeptionellen und Amorphen, des Ereignishaften und Inkom-mensurablen stehen im Mittelpunkt. Gesichtet werden sowohl empirische Figuren und Idealtypen als auch Theorien des Anderen der Ordnung.

 

Psychiatrie und Subjektivität im Wandel

 

gefördert durch:

Innovationsfonds Forschung Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Mitarbeiter:  

Dr. Andrea zur Nieden

Laufzeit:

2014 - 2014

 

Kurzbeschreibung:

Das Forschungsvorhaben dient der Konzeption eines Drittmittelantrags im Fach Soziologie. Gegen-stand sind die biografischen Selbstdeutungen und Subjektivierungsstrategien von Patienten in psychi-atrischer Behandlung. Die Frage lautet: Wie gehen psychisch Kranke vor dem Hintergrund des institu-tionellen und diskursiven Wandels der psychiatrischen Versorgung (ca. ab 1960 bis in die Gegenwart) mit den an sie gestellten Anforderungen (von der Rundum-Versorgung zur Aktivierung) um? Ein be-reits vorliegender und punktuell zu erweiternder Datenkorpus an narrativen Interviews wird ausgewer-tet und mit den Ergebnissen diskurshistorischer Forschung zum Wandel der Psychiatrie abgeglichen. Indem das Forschungsvorhaben die auch im Feld psychischer Erkrankungen zunehmend zentrale Bedeutung von Prävention und Eigenverantwortung thematisiert, leistet es einen innovativen Beitrag zur soziologischen Grundlagenforschung (Genealogie der Subjektivierung), ist aber auch von unmit-telbar gesundheitspolitischer Relevanz.

 

Geschichte der Soziologie in Freiburg - Lehrforschungsprojekt

 

gefördert durch:

Wissenschaftliche Gesellschaft

Laufzeit:

2013 - 2014

 

Kurzbeschreibung:

Aus Anlass des 50. Gründungsjubiläums des Instituts für Soziologie wurde im Rahmen eines Lehrforschungsprojekts zusammen mit einer Gruppe von Studierenden die Institutsgeschichte erforscht. Neben Archivstudien wurden zahlreiche Interviews mit ehemaligen Lehrenden und Studierenden geführt. Die Ergebnisse wurden im Rahmen einer Buchpublikation, einer Ausstellung im Uniseum sowie einer Festveranstaltung der Öffentlichkeit vorgestellt.

 

Security Dispositifs - Internationale Konferenz

 

gefördert durch:

VW-Stiftung

Tagungsorganisation:

Dr. Serhat Karakayali
Dr. Sven Opitz
Prof. Stefan Kaufmann
Prof. Ulrich Bröckling

Datum der Tagung:

10.05. - 11.05.2012

Veranstaltungsort:

Haus zur Lieben Hand/ Großer Saal,
Löwenstraße 16, 79098 Freiburg

 

Kurzbeschreibung:

Security is as much about things as it is about words. In generating effects of (in)security, rhetorics of threat and danger always intersect with machines, bodies and media ecologies. This workshop seeks to explore the multifarious materialities of security from an interdisciplinary angle: How does the government of global circulations depend on territorial strategies?
How are border regimes linked to systems of data processing? What kind of affective intensities and atmospheres are involved in the apprehension of risky or even catastrophic futures? And how do rationalities of control inscribe themselves into different surveillance technologies and identification devices? Bringing together scholars from Geography, Sociology, Literature, Criminology, Anthropology and Media Studies, this workshop intends to address these questions. Investigating the mutual implication of spaces, technologies and temporalities, it seeks to illuminate the heterogeneous assemblages of contemporary security dispositifs.

Read more about the program of the conference here.

Listen to the recordings:

Claudia Aradau: Terrorism, Crowded Places and the Time/Space of Security

Pete Adey: Security Atmospheres

Vassilis Tsianos: Black Box Eurodac - Biometrics as Technologies of the Border

Sebastian Sierra-Barra: Micrologics: The Improbability of Control

Andrew Neal: Governing Protest in Urban Environments: The "Kettle" as a Spatial Strategy

Burkhard Wolf: Calculated fraud. Insurance and uncertainty in modern sea tales.

Sven Opitz und Ute Tellmann: Territories in Law and Economy - The Space of LIberal Security Dispositif

Ben Anderson: Emergency Times: Threshold, Interval, Horizon

Serhat Karakayali: Time Scarcities and Economies of Action