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Promotionsprojekt Elisabeth Pönisch

„Judenhäuser“ im Deutschen Reich zwischen 1939 und 1945. Eine Lebensweltstudie zu Alltag und Nachbarschaft (Arbeitstitel).

 

Mit dem Gesetz über die Mietverhältnisse mit Juden vom 30. April 1939, welches den rechtlichen Schutz jüdischer Mieter- und Vermieter aufhob, änderte sich die soziale Situation der „Juden“ im Deutschen Reich radikal. Durch das Gesetz war es nun möglich, die Mietverhältnisse mit ihnen fristlos aufzulösen. Damit wurde den „Juden“ der letzte Zufluchtsort geraubt, der ihnen noch blieb: ihr eigenes Zuhause. In den sogenannten „Judenhäuser“, in denen sie fortan leben mussten, sahen sie sich prekären Lebensbedingungen ausgesetzt. Meist mussten sich mehrere Personen, die sich untereinander fremd waren, eine Wohnung teilen. Familien hatten oft nur Anspruch auf einen Raum. So entstand ein erzwungener (Lebens-)Raum, in dem Menschen aller Bildungs- und Sozialschichten aufeinandertrafen. Diese räumliche Konzentrierung hatte nicht nur Auswirkungen auf das jüdische Alltagsleben bzw. die spezifische jüdische Lebenswelt, sondern auch auf das jüdische und nicht-jüdische Zusammenleben. Die „Judenhäuser“ sind als spezifische Räume des Lebens bisher kaum und vor allem nicht strukturiert Gegenstand der historischen und soziologischen Forschung gewesen. An dieser Stelle setzt das Promotionsprojekt an.

Bei der Dissertation handelt es sich um eine interdisziplinär ausgerichtete Lebensweltstudie zum spezifischen Alltag der jüdischen Bevölkerung in den „Judenhäusern“ ab 1939. Zum einen soll, gestützt auf die Analyse von amtlichen Dokumenten, die administrativen Prozesse der „Wohnraumarisierung“ ab 1939 rekonstruiert werden. Hierbei liegt das Hauptaugenmerk auf den beteiligten Akteuren und der institutionellen Organisation der „Umsiedlung“. Zum anderen sollen anhand von Zeitzeugendokumenten, wie Tagebüchern, Briefwechseln und Erlebnisberichten, die Lebensverhältnisse in diesen Häusern analysiert werden. Die zentralen Fragen sind hierbei, wie die zwangsumgesiedelten Bewohner der „Judenhäuser“ ihren Alltag zu bewältigen suchten, wie sich gemeinschaftliches Handeln herausbildete und veränderte sowie welche sozialen Praktiken sich unter den Bedingungen extremer Ausgrenzung und Verfolgung herausbildeten. Dabei stehen vor allem subjektive Erfahrungen, Wahrnehmungen sowie soziale Interaktionen und Beziehungen in den „Judenhäusern“ selbst und im Austausch mit dem sozialen Umfeld im Fokus des Interesses.

 

Zur Person

 

  • seit 09/2016: Saul Kagan Fellow der Conference on Jewish Material Claims Against Germany
  • 01/2015 – 04/2015: Fellow am Zentrum für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte in München
  • 10/2014 – 09/2016: Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes
  • 10/2013 – 09/2014: Stipendiatin im Leo Baeck Fellowship Programme gefördert durch die Studienstiftung des deutschen Volkes
  • seit 04/2013: Doktorandin an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau
  • 10/2005 – 09/2012: Studium der Soziologie und der Zeitgeschichte an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Umeå Universität (Schweden)

 

Konferenzen und Workshops

 

„Judenhäuser“ im Deutschen Reich ab 1939. Eine Lebensweltstudie zu Alltag und Nachbarschaft, gehalten beim Siebenten Doktoranden-Seminar des Fritz Bauer Instituts, 16. bis 18. September 2015, Frankfurt am Main.

The „Judenhäuser“ in the German Reich between 1939 and 1945 A Life-World Study of Everyday Life and Neighborhood, Vortrag gehalten auf der Internationalen Konferenz „The Holocaust and European Societies. Social Processes and Social Dynamics“ am Zentrum für Holocauststudien am Institut für Zeitgeschichte, 23.-25. Oktober 2015, München.

Deutungskämpfe im sozialen Raum. Das verborgene religiöse Leben der Juden zwischen 1939 und 1945, Vortrag gehalten auf der Konferenz Architekturen & Artefakte. Zur materialen Seite des Religiösen, Tagung der Sektion Religionssoziologie der DGS, 15./16. Mai 2014, Leipzig.

„Judenhäuser“ im Deutschen Reich ab 1939. Eine Lebensweltstudie zu Alltag und Nachbarschaft, Vortrag gehalten auf der Nachwuchstagung Judaistik/Jüdische Studien, 10. bis 12. September 2013, Hannover.
 

 

Kontakt: elisabeth.poenisch@uranus.uni-freiburg.de