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Vorstellung der Gruppe und Aktionsprogramm

    Die seit Oktober 1993 existierende interdisziplinäre und grenzüberschreitende Forschungsgruppe der Universitäten des Oberrheins koordiniert, vertieft und innoviert im Bereich interkultureller Forschungen mit den Schwerpunkten Sprache, Literatur und Gesellschaft. Sie versammelt Linguisten, Soziologen, Literatur- und Kulturwissenschaftler.
    Die Teilnehmer grenzen Interkulturalität von monokulturellen Vorstellungen einer reinen (regionalen oder nationalen) Kultur wie auch von kulturvergleichenden (multikulturellen) Ansätzen ab. Interkulturalität wird hier auf zweierlei Weise Thema: zum einen waren und sind Kulturen Produkte von Akkulturation, jede Kultur ist an sich schon unrein, auch Mehrheitskulturen sind mehr oder weniger sichtbaren interkulturellen Transformationen unterworfen. Zum anderen sollen die interaktiven Vorgänge (Austausch, Zirkulation und Transformation von symbolischen Gütern) in den Blick kommen, durch die Kulturen miteinander Kontakt- und „Übersetzungs“räume schaffen. Voraussetzung für die Teilnahme an den verschiedenen Projekten ist die zumindest passive Beherrschung der Nachbarsprache.
    Neben den drei bis vier Treffen pro Jahr mit Vorträgen und methodologischen Diskussionen veranstaltet die Gruppe Kolloquien und wird in Lehre und Forschung tätig. Zwischen 1993 und 1996 fanden Seminare über „Interkulturalität in binationalen, europäischen und internationalen Organisationen“ in Karlsruhe und Strasbourg statt, die Studenten des Instituts für Angewandte Kulturwissenschaft (Karlsruhe), des Département des Langues Etrangères Appliquées (Strasbourg) und des Institut de Traduction, d’Interprétation et de Relations Internationales (Strasbourg) versammelten. Thomas Keller (Strasbourg) übernahm 1993 eine Gastprofessur am Institut für Literaturwissenschaft/Interkulturelle Germanistik (Karlsruhe).
    Thematischer Schwerpunkt war bis 1998 „Interkulturelle Biographien“. Die Gruppe hat drei Kolloquien zu diesem Thema veranstaltet: 1995 in Loveno di Menaggio/Villa Vigoni in Italien: „Interkulturelle Lebensläufe“; 1996 in Villa Castelen/Basel: „Interkulturalität und Biographie“; 1998 in Karlsruhe: „Parallelbiographien in interkultureller Sicht“. Dabei wurden auch möglichst viele Doktorand(inn)en und Student(inn)en mit einbezogen. Das erste Kolloquium ist dokumentiert in dem von Bernd Thum/Thomas Keller herausgegebenen zweisprachigen Band Interkulturelle Lebensläufe (Stauffenburg 1998). In Kürze wird ein zweiter Band mit den Beiträgen zum Basler Kolloquium unter dem Titel „Interkulturalität und Biographie“ ebenfalls bei Stauffenburg erscheinen. Ein dritter Band mit den Beiträgen zum Karlsruher Kolloquium ist in Vorbereitung.
    Die Mitglieder der Gruppe arbeiten seit 1998 über das Thema Transaktionsanalyse. Damit möchten sie weniger Biographien erfassen als die von den interkulturellen Agenten benutzten Konzepte, Codes, die zwischen Kulturen und Sprachen zirkulieren bzw. sich in der Interaktion (Übersetzung, Einbau in neue Kontexte...) verändern.

    Die Gruppe verpflichtet sich mit der zwischen den Teilnehmerinstituten geschlossenen Vereinbarung (convention), in den nächsten Jahren institutionelle grenzüberschreitende Strukturen im Oberrhein zu schaffen. Deshalb schlägt sie ein Aktionsprogramm mit folgenden Initiativen vor:

    1) Ab dem Semester/Studienjahr 1999/2000 Einrichtung eines Graduiertenbereichs mit dem Schwerpunkt Interkulturalität, der systematisch jüngeren Forscher ein Forum für interkulturelle Themen bietet. Die Möglichkeit der „co-tuelle de thése“ erleichtert dieses Vorhaben.

    2) Ab dem Semester/Studienjahr 1999/2000 Einrichtung eines Postgraduiertenbereichs für Promovierte in Übergangssituationen, eventuell mit Überbrückungsstellen für etwa ein halbes Jahr.

    3) Ab dem Semester/Studienjahr 1999/2000 Entwicklung von Lehrprogrammen: die gemeinsamen Lehrveranstaltungen sollen einerseits auf vorhandenen Kursen aufbauen, soweit solche vorhanden sind (z.B. in Karlsruhe) und andererseits neue schaffen. In Strasbourg und Freiburg sind gemeinsame Lehrveranstaltungen mit dem Sokrates-Programm Euroculture denkbar, das in Freiburg angelaufen ist und in Strasbourg im Studienjahr 1999/2000 beginnen wird.

    4) Die Lehrprogramme im interkulturellen Bereich sollen auf Internet und mit Multimedia angeboten werden, so daß die Möglichkeit der Fernstudien eröffnet wird.

    Ein langfristiges Ziel ist die Erstellung eines kommentierten dreisprachigen Vorlesungsverzeichnisses.

    (Dezember 1998)