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"Repräsentativität" qualitativer Forschung. Positionen und Überlegungen zum Geltungsbereich qualitativer Ergebnisse

Qualitative Forschung gilt als nicht repräsentativ. Diese Auffassung wird in der Regel von Vertreter*innen quantitativer Methoden vertreten, aber auch bei „qualitativen Forscher*innen“ ist häufig zu hören oder zu lesen, dass ihre Forschung nicht repräsentativ sei. Eine verwunderliche Haltung, ist doch das Ziel und der Sinn soziologischer Forschung in aller Regel, Erkenntnisse zu gewinnen, die über den konkreten Forschungsgegenstand hinausgehen. Der Geltungsbereich soziologischer empirischer Forschung ist also weiter gefasst, als der Gegenstand einer konkreten Forschungsarbeit. Die Haltung ist aber auch verwunderlich, wenn man methodologische Arbeiten liest, auf denen qualitative Forschung basiert, beispielsweise Texte „der“ Grounded Theory, die darlegen, dass und wie Verallgemeinerung in qualitativen Forschungsmethoden erreicht wird.

Gegenstand des Seminars waren zuallererst solche Positionen, ihre wissenstheoretischen Grundlegungen und Verfahrensvorschläge. Wir haben uns außerdem mit Beispielen aus der Forschungspraxis befasst. Schließlich haben wir während des gesamten Seminarverlaufs versucht, grundlegende Fragen zu beantworten; zum Beispiel die Fragen, ob der Begriff "Repräsentativität" neu definiert werden soll, ob ein neuer Begriff entwickelt werden müsste oder ob es bei der klassischen Trennung qualitativer vs. quantitativer Begriffe bleiben kann. Wir haben diese Frage(n) nicht beantwortet, aber unsere Standpunkte dazu geschärft.
Literaturhinweise:
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Przyborski, Aglaja/Monika Wohlrab-Sahr 2014. Qualitative Sozialforschung. Ein Arbeitsbuch. 4., erweiterte Auflage. München. Oldenbourg: Kapitel 6.
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