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Auf einen Blick

Seit seinen Anfängen zeichnet sich das Institut für Soziologie durch die Verknüpfung von theoretisch-sozialphilosophischer Reflexion und empirischer Forschung aus. Aktuelle Schwerpunkte in Forschung und Lehre sind Makrosoziologie und Globalisierung, Modernisierung und Gesellschaftstheorie, Soziologie der Geschlechterverhältnisse, Körper- und Sportsoziologie, Kultursoziologie und Gouvernementalitätsstudien, Sicherheit und Gesellschaft sowie empirische Methoden und InternetMedien.

Das Institut verfügt über drei Professuren:

    • Professur für Kultursoziologie: Ulrich Bröckling
    • Professur für Soziologie und empirische Genderforschung: Nina Degele
    • Professur für Soziologie mit Schwerpunkt Makrosoziologie: Manuela Boatcă

 

Weiterhin arbeiten sechs wissenschaftliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, fünf Verwaltungskräfte und ein EDV-Administrator am Institut. Hinzu kommen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschiedener Forschungsprojekte.

Das Institut bietet einen Bachelorstudiengang im Haupt- und Nebenfach an sowie einen Master-Studiengang Soziologie und beteiligt sich an den interdisziplinären Master-Studiengängen Gender Studies, Social Sciences (Global Studies Programme) sowie Interdisziplinäre Anthropologie.

Im Wintersemester 2014/15 waren rund 180 Studierende in den Soziologie-Studiengängen immatrikuliert. Tendenz steigend.

 

50 Jahre Institut für Soziologie

Das fünfzigjährige Jubiläum des Freiburger Instituts für Soziologie im Wintersemester 2014/15 war ein willkommener Anlass dafür, sich im Rahmen eines Lehrforschungsprojektes intensiv mit der Geschichte des Instituts zu beschäftigen. Die vorliegenden Texte sind die Ergebnisse der Recherchen. Sie beleuchten die wissenschaftliche Arbeit und die Besonderheiten der Freiburger Soziologie, ergänzt durch Erinnerungen ehemaliger und aktueller Mitglieder des Instituts. Ein Überblick über ein halbes Jahrhundert Wissenschaft von der Gesellschaft in Freiburg. 

Der Übungsraum 1 im Kollegiengebäude IV

Die Studierendenbewegung in Freiburg

Die Freiburger Studierendenbewegung von 1968


Demonstration gegen die Notstandsgesetze

Wie in anderen Städten radikalisierte sich 1968 auch in Freiburg die Studierendenbeweg. Die Höhepunkte der Proteste in Freiburg waren die Demonstrationen gegen die Erhöhung der Straßenbahnfahrpreise, der Boykott der Springerdruckerei und die Proteste gegen die Notstandsgesetze. Überdurchschnittlich viele Soziologiestudierende beteiligten sich an Aktionen. Das Institut galt als ‚links‘. 

Freie Arbeitsgruppen

Angestachelt durch die breiten Studierendenproteste forderten die Freiburger Soziologiestudierenden die Einführung freier Arbeitsgruppen. Diese sollten nur aus Studierenden bestehen und die Diskussion unter Gleichgestellten fördern. Ganz im Tenor der ‘68er-Proteste wollten die Studierenden damit ihre Autonomie stärken. Heinrich Popitz, damals der einzige Professor des Instituts, lag viel am Mitspracherecht der Studierenden. Seine liberale Einstellung führte dazu, dass im Sommersemester 1969 erstmals freie Arbeitsgruppen stattfanden. 

Flugblatt der Basisgruppe / Fachschaft Soziologie und Germanistik

Freisemester

Die Basisgruppe Soziologie bemühte sich im Studienausschuss außerdem darum, den regulären Lehrbetrieb für ein Semester auszusetzen und im Wintersemester 1969/70 ein Freisemester einzurichten, ganz ohne Vorlesungen, Klausuren und die regulären Übungsgruppen. Studiert werden sollte ausschließlich in autonom organisierten Lehrveranstaltungen. Mit der Forderung nach dem Freisemester konnten sich die Studierenden jedoch nicht durchsetzen. 

Die Fachschaft Soziologie und ihre Vorläufer

Die Besonderheiten der Fachschaft

Die Fachschaft Soziologie existiert seit den Anfängen des Instituts, nannte sich in den 1960er Jahren aber noch „Basisgruppe“.

Die Fachschaft Soziologie 2014 singend im Schwarzwald

Die in der Fachschaft engagierten Soziologiestudierenden verstehen sich als AnsprechpartnerInnen für ihre Kommilitonen und Kommilitoninnen. Sie organisieren Einführungsveranstaltungen, ein alljähriges Hüttenwochenende für die StudienanfängerInnen, eine regelmäßige Party (Soziosause), ein Fußballturnier (SozioCup) und den Runden Tisch, zu dem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Instituts und alle Studierenden eingeladen werden.

Seit ihren Anfängen war die Fachschaft Soziologie auch aktiv in den politischen Strukturen der Studierendenvertretung und des Asta. Während der Proteste von 1968, den universitätsweiten Streiks 1998 sowie im unabhängig eingerichteten u-Asta und seit 2013 wieder in der Verfassten Studierendenschaft war und ist die Fachschaft Soziologie beteiligt

.

Das kommentierte Vorlesungsverzeichnis für
das Sommersemester 1999 herausgegeben von der
Fachschaft Soziologie
 

Aktuell sind circa 20 Studierende in der Fachschaft Soziologie mehr oder weniger aktiv – das Engagement speist sich neben den wissenschaftlichen und politischen Interessen auch zu großen Teilen aus der besonderen Gruppendynamik, welche die Fachschaft seit Jahren prägt.

Orte und Momente aus dem Freiburger Studierendenleben

Die Mensa...

... zieht viele Studierende zum Essen an. Zur Mittagszeit bildet sich regelmäßig eine Warteschlange, die bis weit vor die Eingangstore reicht. In den 1960er Jahren wurde die Mensa von den Studierenden bestreikt. Ihre Kapazität reichte nicht aus, um alle wartenden und hungrigen Studierenden zu versorgen. 1964 kam es zu einem organisatorischen Desaster, als das Studierendenwerk ein neues System der Essensausgabe einführte. Die Studierenden mussten zwei Mal in der Warteschlange stehen, weil sie sich zunächst Essensmarken besorgen mussten. Heute gibt es täglich vier Gerichte zur Auswahl, darunter mindestens ein vegetarisches Gericht. Außerdem gehört zur Mensa ein Bistro mit Buffet.

Die Universitätsbibliothek ...

... ist ein ruhiger Ort, die Studierende aufsuchen, um Bücher auszuleihen, ungestört Seminartexte zu lesen, Referate vorzubereiten oder Haus- und Abschlussarbeiten zu schreiben. Auch nachts hat die UB ihre Tore geöffnet. Seit 2008 wird die alte UB umfassend saniert und in ein futuristisches Glasgebilde verwandelt. Die ehemalige Stadthalle am alten Messplatz wird seitdem als Ersatz genutzt. Hier arbeiten die Studierenden in den Tribünen, auf der Bühne und in den Fluren. Der Buchbestand der UB umfasst weit über drei Millionen Bände.

Das Institut für Soziologie ...

... befindet sich seit 1984 im obersten Stockwerk des Kollegiengebäudes IV. Neben den Büros der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gibt es zwei Seminarräume, in denen die meisten Lehrveranstaltungen stattfinden. 35 Bachelor-Studierende und circa 20 Master-Studierende pro Jahrgang finden am Institut überschaubare Lerngruppen. Überfüllte Massenveranstaltungen gibt es nicht. Eine Besonderheit des Soziologiestudiums in Freiburg sind die aufwändigen Studienprojekte. Sie sorgen für Freiräume im Studium auch nach der Bologna-Reform.

Grenzenlose Gesellschaft? - Der Soziologie-Kongress 1998

Der Soziologie-Kongress 1998 in Freiburg

Unter dem Motto „Grenzenlose Gesellschaft?“ fand vom 14. bis 18. September 1998 in Freiburg der 29. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, zugleich der 16. der Österreichische Kongress für Soziologie und der 11. Kongress der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie statt.

In über 650 Vorträgen wurden insbesondere Fragen der Globalisierung aus verschiedenen Blickwinkeln verhandelt. Die Plenarveranstaltungen, Sektionssitzungen und Ad-hoc-Gruppen beschäftigten sich aber auch mit Grenzen(-losigkeit) in den Medienwelten, der Biotechnologie sowie Fragen der Normbildung.

Das Hauptprogramm des Soziologie-Kongresses

Das lokale Organisationskomitee bestand aus Prof. Dr. Hermann Schwengel, Prof. Dr. Wolfgang Eßbach, Dr. Baldo Blinkert, Dr. Axel Paul, Dr. Frank Welz, Bettina Bretzinger und Stephan Eck. Die Gesamtkoordination übernahm Stephan Eck, ein Absolvent des Instituts für Soziologie.

Zu den knapp zweitausend Teilnehmerinnen und Teilnehmern gehörten Soziologen und Soziologinnen aus (fast) der ganzen Welt, darunter prominente Vertreter des Fachs wie Saskia Sassen (USA, Columbia), Samuel N. Eisenstadt (USA, Chicago), Dirk vom Lehn (England, London) und Ronald Stade (Schweden, Stockholm).

Vorgeschichte und Gründung des Instituts für Soziologie

1954

Berufung von Arnold Bergsträsser auf eine Professur für Politische Wissenschaft und Soziologie an der Rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät. Bergsträsser, der während der NS-Zeit in die USA emigriert war, begründet die Politikwissenschaft in Freiburg. Er versteht sich aber auch als Kultursoziologie und setzt sich für die Einrichtung eines eigenständigen Soziologie-Examens ein.

1957

Habilitation von Heinrich Popitz an der Rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät mit Venia „Soziologie“. Popitz lehrt bis 1959 als Privatdozent in Freiburg und nimmt dann einen Ruf an die Universität Basel an.

Juni 1960

Antrag der Rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät ans Kultusministerium auf Einrichtung einer ordentlichen Professur für Soziologie. Die Berufungskommission braucht zwei Jahre, um einen Listenvorschlag vorzulegen. Nachdem die nominierten Kandidaten nicht verfügbar sind, wird im Mai 1963 eine neue Kommission gebildet. Diese legt im Juli eine Berufungsliste vor. Platz 1: Heinrich Popitz, Platz 2: Ralf Dahrendorf, Platz 3: Martin Irle. Es folgen intensive Verhandlungen mit Popitz, der parallel einen Ruf nach München erhalten hat.

Januar 1964

Ruferteilung an Heinrich Popitz. Popitz erhält als Ausstattung vier Assistentenstellen. Untergebracht wird das neu zu gründende Institut in einer neugotischen Villa in der Günterstalstraße 67.

Das alte Institutsgebäude in der Günterstalstraße 67. Im oberen Stockwerk
befand sich das Institut für Soziologie von 1964 bis 1984
April 1964

Ernennung von Popitz zum Professor für Soziologie und Bestellung zum Direktor des Instituts. Popitz gehört der Staats- und rechtswissenschaftlichen Fakultät an, erhält aber auch in der Philosophischen Fakultät Lehr- und Promotionsrecht.

Oktober 1964

Aufnahme des Lehrbetriebs. Als erste MitarbeiterInnen stellt Popitz Hans Oswald, Anne Scheuch, Erhard Blankenburg und Gerd Spittler ein.

Die emeretierten Professoren des Instituts

 

Prof. em. Dr. / AOR Baldo Blinkert

 

 

 

 

 

 

Prof. Dr. Heinrich Popitz

 Als Gründungsdirektor des Instituts für Soziologie übernahm Heinrich Popitz 1964 den ersten Lehrstuhl für Soziologie an der Universität Freiburg. Popitz hatte bei Karl Jaspers mit einer Arbeit über den jungen Marx promoviert und sich anschließend an industriesoziologischen Forschungen beteiligt. Seine späteren, anthropologisch angelegten Arbeiten kreisten um die vier Eckpunkte Norm und Macht, Kreativität und Technik.

 

 

 

 

 

 

Prof. em. Dr. Günter Dux

Günter Dux wurde 1974 als zweiter Professor für Soziologie und als Ko-Direktor des Instituts an die Universität Freiburg berufen. Dux wandte sich nach Jurastudium und rechtswissenschaftlicher Promotion der Soziologie zu und habilitierte 1971 bei Thomas Luckmann in Konstanz. Seit den 1970er Jahren verfolgt er in zahlreichen Veröffentlichungen das Projekt einer historisch-genetischen Theorie der Kultur.

 

 

 

 

 

 

Prof. em. Dr. Wolfgang Eßbach

Wolfgang Eßbach übernahm 1987 eine Professur für Kultursoziologie und somit den dritten Lehrstuhl am Institut für Soziologie. Eßbach studierte in Freiburg und Göttingen, promovierte über die Kontroverse zwischen Marx und Stirner und habilitierte sich mit einer Studie über die Junghegelianer als Intellektuellengruppe. Neben Kultursoziologie und Anthropologie liegen seine Schwerpunkte in der Religionssoziologie, der Soziologie der Artefakte sowie den ideen- geschichtlichen Grundlagen der Soziologie.

 

 

 

 

 

Prof. Dr. Willem van Reijen ✝

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Prof. em. Dr. Herman Schwengel 

Hermann Schwengel wurde 1994 als Nachfolger von Heinrich Popitz auf die Professur für Soziologie berufen. Schwengel studierte in Marburg, Konstanz und Zürich und habilitierte sich an der Freien Universität Berlin. Seine Arbeitsschwerpunkte sind der globale Wandel und die Soziologie der Globalisierung. Schwengel begründete 2002 den internationalen Masterstudiengang ‚Social Science‘ (Global Studies Pogramme). Von 2002 bis 2006 war er Dekan der Philosophischen Fakultät, von 2009 bis 2012 Prorektor für Forschung. 

Im Rahmen des Projektes entstandene Medien und Interviews

Die Festschrift

Bröckling, Ulrich; Ciepluch, Magdalena - 50 Jahre Institut für Soziologie Freiburg

Das fünfzigjährige Jubiläum des Freiburger Instituts für Soziologie war ein willkommener Anlass dafür, sich im Rahmen eines Lehrforschungsprojektes intensiv mit der Geschichte des Instituts zu beschäftigen. Der vorliegende Band versammelt die Ergebnisse der Recherchen. Er beleuchtet die wissenschaftliche Arbeit und die Besonderheiten der Freiburger Soziologie, ergänzt durch Erinnerungen ehemaliger und aktueller Mitglieder des Instituts. Ein Überblick über ein halbes Jahrhundert Wissenschaft von der Gesellschaft in Freiburg.
 

Jos Fritz Verlag
11.12.2014, 272 S., Paperback, 15,00 €
ISBN: 978-3-928013-85-7

 

 

 

Die Plakate 

Zu den Plakaten

abgelegt unter: