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Prof. Dr. Willem van Reijen

Prof. Dr. Willem van Reijen

 

Willem van Reijen lehrte bis zu seiner Emeritierung an der Philosophischen
und an der Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Utrecht.
Ab 2002 war er Honorarprofessor am Institut für Soziologie.
Er ist am 4. Juni 2012 in Freiburg verstorben

Arbeitsschwerpunkte

  • Adorno
  • Horkheimer
  • Benjamin
  • Heidegger

 

Nachruf von Prof. Martin Ludwig Hoffmann:

Professor für Humanwissenschaften
an der Hochschule Ostwestfalen-Lippe

Über die Grenze
zum Tod des Sozialphilosophen Willem van Reijen

Vortrag von Prof. Martin Ludwig Hoffmann anlässlich der Akademischen Gedenkfeier:

Professor für Humanwissenschaften
an der Hochschule Ostwestfalen-Lippe

Die authentische Kritik der Moderne
Begegnungen mit Willem van Reijen

Nachruf von Prof. Dr. Wolfgang Eßbach:

Dialektischer Zauber
Zum Tod von Willem van Reijen

Was ihn nicht los ließ, waren Grundfragen der Sozialphilosophie und politischen Philosophie nach den moralischen und politischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts. Den Holländer Willem van Reijen zog es früh nach Deutschland. In Freiburg wurde er 1967 mit der Arbeit „Verstehen der Endlichkeit“ über Kant und Heidegger promoviert, in Stuttgart habilitierte er sich 1975. Zurück in Holland, lehrte er von 1975 bis zu seiner Emeritierung  an der Philosophischen und an der Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Utrecht.

Willem van Reijen verstand es, aus einem europäischen Horizont in die hierzulande oftmals verkeilten Debatten um die kritische Theorie, den Streit zwischen „Modernen“ und „Postmodernen“, zwischen „Liberalen“ und „Kommunitaristen“ aufklärend einzugreifen. Besonders ein Paar feindlicher Brüder hat ihn nicht in Ruhe gelassen. Mit „Der Schwarzwald und Paris. Heidegger und Benjamin“ (1998) beunruhigte er all diejenigen, die an der methodologischen Unterscheidung von „rechts“ und „links“ festhalten, weil er nicht nur eine Vielzahl systematischer Übereinstimmungen zwischen beiden Denkern, sondern mehr noch die Umrisse eines revolutionären Denkens jenseits von links und rechts herausarbeiten konnte.

Auch dies zog den 1938 Geborenen zurück nach Freiburg, wo er mit vorbildlichem Engagement als Honorarprofessor am Institut für Soziologie Studierende für die Frage begeisterte, die Thema seiner Freiburger Antrittsvorlesung war: „Kann Philosophie politisch sein?“ Seine von vielen  Studierenden zu Rate gezogenen Einführungen zu Adorno, Horkheimer, Benjamin  und zuletzt  zu Heidegger zeugen von der Fähigkeit, den Zauber der Dialektik und die dunklen Abgründe von Autoren, die im Denken der Zwischenkriegszeit ihre Prägung erhalten haben, ins Licht zu stellen. In Holland wurde er 2004 mit einer königlichen Auszeichnung geehrt. Am 4. Juni ist Willem van Reijen in Freiburg verstorben.

Wolfgang Eßbach

aus: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 12. Juni 2012