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Die Junghegelianer

Soziologie einer Intellektuellengruppe

Kurz umrissen:

Die Junghegelianer treten als eine Intellektuellengruppe in den Blick, die sich in einer intensiven und engmaschig verflochtenen Diskussion über das zu verständigen versucht, was der Grund ihrer Gruppenexistenz als Intellektuelle sein könnte, und die daher Einwirkungsmöglichkeiten auf Politik und Gesellschaft gedanklich durchspielt und praktisch erprobt. In ihren Debatten profilieren sie sich als philosophische Schule, politische Partei, journalistische Boheme und atheistische Sekte. Anhand dieser vier Konzeptualisierungen werden Möglichkeiten einer Selbstdefinition von Intelligenz in ihren Übergängen und Ausschließlichkeiten analysiert, aus deren Vorrat bis heute wie selbstverständlich geschöpft wird.

 

«Einen ‘Beitrag zur Ethnologie des 19. Jahrhunderts’ nennt Eßbach sein Buch. Mit gleichem Recht kann man es einen Beitrag zur Ontologie des 20. Jahrhundert nennen. Denn daß Bücher wie das Eßbachs möglich werden, in Zwischenräumen der Erfahrung, die sich auftun, wenn die alten Evidenzen zerreissen, beweist, daß sich der epochale Spielraum des Denkbaren und des Undenkbaren erneut zu verschieben beginnt. Ein neuer Wahrheitsgrund zeichnet sich in dieser Verschiebung ab. Und eine neue Strenge.» Neue Zürcher Zeitung

 

München: Wilhelm Fink Verlag, 1988, 470 S. (Übergänge. Texte und Studien zu Handlung, Sprache und Lebenswelt, Bd. 16, hg. v. R. Grathoff und B. Waldenfels).
(Habilitationsschrift an der Universität Göttingen, Drucklegung mit Unterstützung der DFG, japanische Übersetzung in Vorbereitung).

 

 


Inhalt:

Einleitung

    1. Fragestellung der Untersuchung
      a) Geistige Tatsachen – gesellschaftliche Bedingungen
      b) Soziologie der Intelligenz
      c) Übersicht über den Aufbau der Untersuchung
      d) Hinweise zum Umgang mit Quellen
    2. Zur Definition von Intellektuellengruppen im Kontext der vormärzlichen Gesellschaft
      a) Publizistische Antizipationen
      b) Hintergrund und Diskrepanzerfahrung
      c) Übersicht über den junghegelianischen Gruppenzusammenhang
    3. Methodologisch-theoretische Fragen
      a) Bemerkungen zur Gruppensoziologie
      b) Interaktionistischer und diskursanalytischer Zugang
      c) Zum Problem heterologer Zugänge
    4. Forschungen zum Junghegelianismus

I. Philosophische Schule

    1. Zum Begriff ‘Schule’
    2. Das Bündnis der Schule mit dem modernen Staat
     3. Beamtete Intelligenz
    4. Philosophen unter sich
      a) Die Polemik
      b) Selbstdefinition der Schule
      c) Aufgaben der Schule
    5. Erwartungen
    6. Die Entlassung der Philosophie aus dem Staatsdienst
    7. Positionenstreit und Schulspaltung

II. Politische Partei

    1. Politik als Schauspiel
      a) Das Hegelsche Erbe
      b) Philosophischer Dialog als theatralische Politik
    2. Das Übergangsproblem
    3. Die praktische Konsequenz bei Feuerbach und B. Bauer
      a) Philosophie und Leben bei Feuerbach
      b) Philosophie ohne Fessel (Bruno Bauer)
    4. Zum Begriff ‘politischer Partei’
    5. Die Verfassungsfrage
      a) Vom Absolutismus zur konstitutionellen Monarchie
      b) Die Widersprüche des Konstitutionalismus
      c) Liberale Partei, radikale Partei
      d) Demokratischer Monismus und Abschaffung des Staates
    6. Die junghegelianische Partei und die liberale Opposition
      a) Die Serenade für Theodor Welcker und das Verhältnis zum süddeutschen Liberalismus
      b) Berlin und Königsberg
      c) Die Junghegelianer und die ‘Rheinische Zeitung’
    7. Die Spaltung der Partei
      a) Vorspiel zur Spaltung: die ‘Freien’
      b) Herweghs Reise
    8. Stimmen von Zeitgenossen zum Scheitern der junghegelianischen Partei

III. Journalistische Bohème

    1. Beamtenkritik und Distribution der Vernunft
    2. Pressefreiheit und Zensur
    3. Der Zensor als Partner – Kommunikationsgemeinschaft und Politik
    4. Theorie und Masse
    5. Theorie statt Masse
    6. Das Treiben der Bohème
      a) Skandalpraxis
      b) Literarische Darstellungen
      c) Zum Begriff ‘Bohème’
    7. Die ‘schiefe Stellung’ der Intelligenz
    8. Intelligenz in der großen Stadt

IV. Atheistische Sekte

    1. Die ‘unsichtbare Kirche’
    2. Gnostischer und chiliastischer Habitus
    3. Erlösung durch Wissen
    4. Religiöse Erneuerungsbewegungen
    5. Der christliche Staat
    6. Junghegelianer und freireligiöse Massenbewegung
      a) Lichtfreunde und Deutschkatholiken
      b) Die Immantenten
      c) Die Atheisten
    7. Vollendung der Religion, Ende der Relgion?
    8. Gewißheit und Gruppe

V. Thesen zu einer Soziologie von Intellektuellengruppen

Literaturverzeichnis
Personenregister  


 Rezensionen:

  • Anonym
  • in: Miteinander Leben lernen, Nr. 1 (1990).

     

  • Court, Jürgen
  • in: IWK. Internationale Wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung (Berlin), 25. Jg., H. 3, 1989, S. 443 f.

     

  • Demirovic, Alex
  • als «Zeit und Praxis der Intellektuellen» [Sammelrezension], in : PVS, H. 1 (1989).

     

  • Lara, A.
  • in: Estudia Monastica, 33. Jg., H. 2 (1991), S. 447 f.

     

  • Leggewie, Claus
  • in: Soziologische Revue, 13. Jg. (1990), S. 186-189.

     

  • Leibfried, Erwin
  • als «Grundsolide Habilitationsschrift», in: wla. Wissenschaftlicher Literaturanzeiger, 28. Jg., H. 2 (1989).

     

  • Meiser, W.
  • in: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung, Nr. 4 (1991).

     

  • Miklenitsch, Wilhelm
  • als «Ein Wahrheitsspiel. Zu Wolfgang Eßbachs Studie "Die Junghegelianer"», in: Neue Zürcher Zeitung [Schweizer Ausgabe], Feuilleton, Nr. 191 v. 18.08.1988, S. 21; wieder in: Neue Zürcher Zeitung [Internationale Ausgabe], Feuilleton, Nr. 191 v. 19.08.1988, S. 41.

     

  • Reinalter, Helmut
  • in: Aufklärung - Vormärz - Revolution. Jahrbuch der internationalen Forschungsstelle „Demokratische Bewegungen in Mitteleuropa 1770-1850" an der Universität Innsbruck 16/17 (1999), S. 233 f.

     

  • Schieder, Rolf
  • in: Nachrichten der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Ausgabe Juni (1989).

     

  • Srubar, Ilja
  • in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie (KzfSS) (Klassiker der Soziologie), 42. Jg., H.1, 1990, S. 155 f.

     

  • von Wolzogen, Christoph
  • als «Auf der Suche nach dem konkreten Begriff» (Philosophische Neuerscheinungen [Sammelrezension]), in: Neue Zürcher Zeitung, Feuilleton, Nr. 165 v. 17./18.07.1988, S. 15.