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Kulturtheorie in Deutschland und Frankreich seit 1968

Vorbemerkung: Die Vorlesung ist so angelegt, daß ihr bei regelmäßiger Teilnahme auch ohne vertiefende Hausarbeit zu folgen ist. An der Vorlesung können Studenten im Grund- und Hauptstudium sowie interessierte Hörer aller Fakultäten teilnehmen. Sekundärliteratur, in der ein Überblick zum Radius der Vorlesung versucht wurde, existiert nicht. Spezielle Angaben werden im Verlauf der Vorlesung gemacht. Die folgende Leseliste enthält dem Gang der Vorlesung entsprechend geordnet nur eine extreme Auswahl von 25 Texten, die in ihrem Umfang so bemessen ist, daß diejenigen, die Themen der Vorlesung durch eigene Lektüre vertiefen wollen, dies im Wintersemester auch realisieren können.

 

Auch als Podcast

I. Methode und Stil

1. Postmodernes Denken

 

Wolfgang Welsch, Unsere postmoderne Moderne (1987), Weinheim 31991 (Gesamtdarstellung zu Themen und Richtungen der Postmoderne-Debatte);

Zygmunt Bauman, Moderne und Ambivalenz. Das Ende der Eindeutigkeit (1991), Hamburg 1992 (zentral für postmodernes Denken in der Soziologie);

Jürgen Habermas, Der philosophische Diskurs der Moderne. Zwölf Vorlesungen, Frankfurt 1985 (deutsche Kritik postmoderner Autoren);

Luc Ferry, Alain Renaut, Antihumanistisches Denken. Gegen die französischen Meisterphilosophen [orig.: La pensée 68. Essai sur l’anti-humanisme contemporain, Paris: Gallimard, 1985], München / Wien 1987 (französische Kritik postmoderner Autoren);

2. Deutschland - Frankreich

Michael Jeismann, Das Vaterland der Feinde. Studien zum nationalen Feindbegriff und Selbstverständnis in Deutschland und Frankreich 1792-1918, Stuttgart 1992 (Sprache und Geschichte 19) (über nationale Stereotype und Erbfeindschaften);

Wolfgang Eßbach (Hg.), Welche Modernität? Intellektuellendiskurse zwischen Deutschland und Frankreich im Spannungsfeld nationaler und europäischer Identitätsbilder, Berlin 2000 (Studien des Frankreich-Zentrums der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg) (zu deutsch-französischen Verflechtungen der Intellektuellenszene im 20. Jahrhundert);

Bernd Neumeister, Kampf um die kritische Vernunft. Die westdeutsche Rezeption des Strukturalismus und des postmodernen Denkens, Konstanz 2000 (über französische Anstöße und die Neuformierung des intellektuellen Feldes);

II. Ethik

Bernhard H. F. Taureck, Ethikkrise - Krisenethik. Analysen, Texte, Modelle, Reinbek 1992 (Rowohlts Enzyklopädie 525) (sehr guter Reader zur Einführung);

Thanos Lipowatz, Die Verleugnung des Politischen. Die Ethik des Symbolischen bei Jacques Lacan, Weinheim / Berlin 1986 (Aktualisierung Lacans. Neurose, Hysterie, Perversion und Paranoia sind keine bloßen klinischen Fälle, sondern vielmehr Diskurstypen);

Emmanuel Lévinas, Humanismus des anderen Menschen (1972), Hamburg 1989 (Bitte nach Ihnen! Eine postmoderne Ethik);

1. Perversion der Entwicklung (Archipel GULAG)

Alexander Solschenizyn, Der Archipel GULAG 1918-1956. Versuch einer künstlerischen Bewältigung, Bern 1974 (unverzichtbar zum Verständnis der Diskussion nach 1968);

André Glucksmann, Köchin und Menschenfresser. Über die Beziehung zwischen Staat, Marxismus und Konzentrationslager (1974), Berlin 1976 (wichtig für die französische Solschenizyn-Lektüre);

Ulrike Ackermann, Sündenfall der Intellektuellen. Ein deutsch-französischer Streit von 1945 bis heute, Stuttgart 2000 (warum manche Leute sowjetische Konzentrationslager nicht wahrhaben wollten);

2. Bruch der Kontinuität (Auschwitz)

Nicolas Berg, Jess Jochimsen, Bernd Stiegler (Hg.), Shoah. Formen des Erinnerns. Geschichte, Philosophie, Literatur, Kunst, München 1996 (wichtige Zwischenbilanz, Freiburger Produktion);

Jean-François Lyotard, Der Widerstreit (1983), München 1987 (Wer benennt Unrecht, wenn keine Diskursart eine universale, schlichtende Autorität besitzt?);

Manfred Frank, Die Grenzen der Verständigung. Ein Geistergespräch zwischen Lyotard und Habermas, Frankfurt/Main 1988 (es 1481) (Streitschrift zur Verteidigung der Habermas’schen Diskursethik);

3. Verschwinden der Verantwortung (Hiroshima)

Friedrich Wagner, Die Wissenschaft und die gefährdete Welt. Eine Wissenschaftssoziologie der Atomphysik, München 1964 (grundlegend für die historische und ideologische Genese von wissenschaftlicher Verantwortungslosigkeit);

Günther Anders, Die Antiquiertheit des Menschen. Über die Seele im Zeitalter der zweiten industriellen Revolution (1956), München 51980 (nach Hiroshima ein Philosophieren sub specie contingentiae);

Jean Baudrillard, Die fatalen Strategien (1983), München 1991 (Über Ereignisse ohne Folgen. Wann sind wir in die Simulation eingetreten?);

III. Morphologie der Sixties

Ingrid Gilcher-Holtey, "Die Phantasie an die Macht". Mai 68 in Frankreich, Frankfurt 1995 (stw 1180) (von Protesten gegen Studienbedingungen zur Paralyse eines Landes);

William J. Rorabaugh, Berkeley at War. The 1960s, New York / Oxford: Oxf. UP, 1989 (go-in, sit-in, teach-in, turn on, tune in, drop out);

Heinz Grossmann, Oskar Negt (Hg.), Auferstehung der Gewalt. Springerblockade und politische Reaktion in der Bundesrepublik, Frankfurt 1968 (mangels guter Darstellungen der deutschen Sixties, exemplarisch aus der Hitze des Gefechts);

 

IV. Wahrheitspraktik (Michel Foucault)

Urs Marti, Michel Foucault, München 1988 (Beck’sche Reihe 513) (immer noch empfehlenswerte Einführung);

Gesa Dane, Wolfgang Eßbach, Christa Karpenstein-Eßbach, Michael Makropoulos (Hg.), Anschlüsse. Versuche nach Michel Foucault, Tübingen 1985 (versammelt 21 Vorschläge mit Foucault weiterzuarbeiten, erster Sammelband zu Foucault in der Alt-BRD);

Michel Foucault, Wahnsinn und Gesellschaft. Eine Geschichte des Wahns im Zeitalter der Vernunft (1961), Frankfurt/Main 1969 (Das menschliche Wesen charakterisiert sich nicht durch eine bestimmte Beziehung zur Wahrheit, sondern enthält als ihm eigen eine gleichzeitig dargebotene und verborgene Wahrheit.);

Dessert:

Italo Calvino, Wenn ein Reisender in einer Winternacht. Roman (1979), München 1986 (für Lesemuffel und Unersättliche).