Welche Modernität? Intellektuellendiskurse zwischen Deutschland und Frankreich im Spannungsfeld nationaler und europäischer Identitätsbilder
Kurz umrissen:
Prozesse der technisch-administrativen Modernisierung und Phänomene kultureller Modernität haben sich längst über den gesamten Erdball verbreitet; es kommt ihnen kein spezifisch europäisches Charakteristikum mehr zu. Mit diesem Entgrenzungs- und Verbreitungsprozess traditionell europäischer Phänomene gingen Versuche deutscher und französischer Intellektueller einher, das spannungsgeladene Verhältnis von Nation und Europa neu zu definieren. Dabei wurden ebenso ergänzende wie konfigurierende Ansprüche geäussert. Über Modernität wurde zwischen Deutschland und Frankreich auch immer teils mit verschwiegenem, teils mit sprechendem Blick auf die andere Modernität jenseits des Atlantiks gestritten. Die Studien dieses Bandes handeln von der Suche nach einer wünschenswerten Modernität. Der zeitliche Rahmen umfasst das 20. Jahrhundert. Die Autoren sind Historiker, Literaturwissenschaftler, Philospohen und Soziologen aus Deutschland und Frankreich.
Inhalt:
Wolfgang Eßbach
Vorwort 9
I. RAHMUNGEN
Joseph Jurt
Die Tradition der engagierten Intellektuellen in Frankreich.
Von der Dreyfus-Affäre bis heute 17
Gérard Raulet
Zur kritischen Theorie Europas 49
Hermann Schwengel
Europäische Identität als Machtbildung 67
Thomas Keller
Bilder- und Maschinenfeindlichkeit –
Eine deutsch-französische Transversale 81
II. ALTERNATIVEN DER MODERNITÄT
Georg Kamphausen
Quis iudicabit? Die Krise der europäischen Intelligenz am Ende
des 19. Jahrhunderts und die «Erfindung Amerikas» 107
Gilbert Merlio
Die Idee der «Weltzivilisation» bei einigen deutschen Kulturkritikern
und Geschichtsdenkern 127
Andreas Gipper
Der Geistesarbeiter als Unternehmer:
Zum Neo-Saint-Simonismus der Zwanziger Jahre 141
Michel Collomb
Du poème au récrit de voyage: aspects de l’américanisme
littéraire dans les années 1920 159
Egbert Klautke
Kronzeugen des Antiamerikanismus in Deutschland und Frankreich.
Adolf Halfeld und Georges Duhamel 173
III. BLOCKADE UND LERNPROZESSE
Patrick Watier
La crise de la culture et le oui à la guerre 195
Michael Einfalt
Die Intellektuellen nach dem Krieg.
Der Richtungsstreit in der «Nouvelle Revue Française» 217
Rainer Bendick
Multiperspektivische Methoden im Geschichtsunterricht
als Beitrag zur Völkerversöhnung 231
Manfred Gangl
Friedrich Sieburg zwischen Kulturkonservatismus
und Nationalsozialismus 263
IV. TRANSFERS UND NEUE FREIHEITEN
Tilman Krause
Friedrich Sieburg als Vermittler
französischer Kulturkonzepte nach 1945 293
Jacques Dugast
La situation culturelle de la France après 1945 305
Mechtild Rahner
Jean-Paul Sartre als Modell des Intellektuellen
im kulturellen Feld Nachkriegsdeutschlands 317
Till R. Kuhnle
Roman de situation zwischen Engagement und Agnostizismus –
Jean-Paul Sartre und Claude Simon 341
Khosrow Nosratian
Anthropologie zwischen den Diskursen: Maurice Merleau-Ponty 365
V. ENTGRENZUNG UND VERTEIDIGTE KONTUREN
Bernd Neumeister
Deutsch-französisches Grenzdenken.
Die Anfänge der westdeutschen Rezeption des
französischen Strukturalismus 383
Florence Rudolf
La réception sociologique de l'environment
en Allemagne et en France 405
Axel T. Paul
Wo Europa liegt 421
Wolfgang Eßbach
Ende und Wiederkehr intellektueller Vergangenheit Fukuyama und Derrida über Marxismus 435