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Promotionsprojekt von Christian Müller

muellerchristian@posteo.de

 

Doing Jazz - Zur Konstitution einer kulturellen Praxis

Ziel der Studie war es, das Musikgenre des Jazz als eine Form kultureller Praxis zu untersuchen. Das zentrale Erkenntnisinteresse lag dabei auf der spezifischen Besonderheit der Struktur der sozialen Nahbeziehungen, die sich daraus konstituieren und einer solchen Praxisform gleichermaßen zu Grunde liegen. Jazz bildet dabei gleichermaßen eine Gemeinschaft des Geistes als auch eine Community Of Practice.

Dem Spiel eines Jazzstückes liegt zunächst keine gegebene Form zu Grunde. Es findet zwar häufig eine Orientierung an Standards statt, aber die Ausführung an sich stellt immer eine Verschränkung von gemeinsamer und individueller Improvisation dar, die eine besondere Form von Kommunikation unter den Beteiligten voraussetzt. Im gemeinsamen Spiel ist es notwendig, eine möglichst große gemeinsame Schnittmenge zu erzeugen, innerhalb derer es zu einer Synchronizität des musikalischen Erlebens kommt. Dafür sind hochintuitive Fähigkeiten non-verbaler Abstimmung und wechselseitiger Empathie erforderlich.

Die Frage nach dem „doing“ von Jazz stellt sich sowohl im Moment der musikalischen Praxis als auch auf diskursiver Ebene. Entsprechend soll eine Kombination aus empirischen Methoden der Musikethnologie (Teilnehmende Beobachtung) sowie der qualitativen Interviewforschung (Gruppendiskussionen und Einzelinterviews) zum Einsatz kommen. Darüber lassen sich zwei verschiedene Modi des Sozialen abbilden: Eine Band, die im Medium der Musik interagiert und kommuniziert und eine soziale Gruppe, die sich im Kommunikationsmedium der Sprache reflexiv über diese geteilte Praxis austauscht. Beide Situationen haben unterschiedliche Charakteristika, aber in beiden Fällen wird eine eigene Form von Sinn ausgehandelt und konstruiert.

Über die Verschränkung der beiden Untersuchungsebenen mit unterschiedlichen methodischen Werkzeugen soll die Arbeit einen Teil dazu beitragen, Erkenntnisse über die Spezifizität der sozialen Nahbeziehungen zu gewinnen, die im Zuge der kulturellen Praxis des Jazz eine Rolle spielen und auch darüber, wie diese sich in der Musikform selbst abbilden. Die Untersuchung von Jazz erlaubt dabei einen exemplarischen und vielschichtigen Blick auf Aspekte sozialer Integration im Zuge der Dynamik kultureller Praxisformen.

Publikationen

  • Müller, C. (2017), Doing Jazz. Zur Konstitution einer kulturellen Praxis. Weilerswist: Velbrück Wissenschaft.
  • Müller, C. (2017), Jazz happens. Oder: Interpretation improvisierter Interaktion. In: Brabec de Mori, B./ Winter, M. (Hrsg.): Auditive Wissenskulturen. Das Wissen klanglicher Praxis. Springer Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Müller, C. (2017), „Mit manchen passiert es und mit manchen eben nicht“ - Jazzimprovisation und affektive Vergemeinschaftung. In: Müller, C. / Edinger, S. / Alvarado-Leyton, C. (Hrsg.) Freundschaft und Patronage. Eine Bilanz nach neun Jahren Erforschung sozialer Nahbeziehungen in historischer, anthropologischer und kulturvergleichender Perspektive. V&R unipress, Göttingen.
  • Müller, C. (2011), Die Subjektform des unternehmerischen Selbst zwischen Autonomie und Fragmentierung. Eine empirische Untersuchung zum Wandel der Subjektkulturen. Verfügbar unter: https://www.freidok.uni-freiburg.de/data/8470

Herausgeberschaften

  • Müller, C. / Edinger, S. / Alvarado-Leyton, C. (Hrsg.) (2017), Freundschaft und Patronage. Eine Bilanz nach neun Jahren Erforschung sozialer Nahbeziehungen in historischer, anthropologischer und kulturvergleichender Perspektive. V&R unipress, Göttingen.

Vorträge (Auswahl)

  • Doing Jazz - improvisierte Subjektivierung improvisierender Kollektive. Gehalten im Rahmen der Tagung Jenseits der Person. Die Subjektivierung kollektiver Subjekte. Leipzig, 6.-8. April 2016.
  • Vergemeinschaftung als Effekt von Kontingenz? Jazzimprovisation zwischen Handlung und Ereignis. Gehalten im Rahmen der Tagung Freundschaft und Patronage. Eine Bilanz nach neun Jahren Erforschung sozialer Nahbeziehungen in historischer, anthropologischer und kulturvergleichender Perspektive. Freiburg, 30. April bis 2. Mai 2015.
  • Doing Jazz. Zur Konstitution einer kulturellen Praxis. Gehalten im Rahmen der Tagung Auditive Wissenskulturen: Das Wissen klanglicher Praxis. Graz, 19.-21. Juni 2014.
  • 'Where the magic happens' - Affektivität und Kontingenz von Jazzimprovisation. Gehalten im Rahmen der Tagung Sounds, Klänge, Töne – Zur klanglichen Dimension von Musik und ihrer emotionalen Bedeutung und Wahrnehmung. Berlin, 24.-26. April 2014.

Lehrveranstaltungen

  • Wintersemester 2015/16
    Ich, wir, die anderen und das ,Ding’. Institut für Soziologie, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.
  • Wintersemester 2014/15
    Einführung in die qualitative Sozial-/Interviewforschung II. Institut für Soziologie, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.