Promotionsprojekt Cornelia Schendzielorz
schendzielorz@cmb.hu-berlin.de
Subjektivierung in der beruflichen Weiterbildung. Praxis der Selbstformung zwischen Beanspruchung und Entfaltung
Berufliche Weiterbildung erfolgt an der Schnittstelle sich wandelnder struktureller Anforderungen an Arbeitnehmer_innen und beruflicher Selbstentfaltung. Sowohl für institutionalisierte Organisationen (Unternehmen, öffentliche Arbeitgeber etc.) als auch für Einzelpersonen bieten berufliche Weiterbildungen den Erwerb von „Qualifikationen“ oder „Kompetenzen“ an, unabhängig davon wofür diese gebraucht oder genutzt werden. Als solche bieten sie die Möglichkeit, kurzfristig, variabel und zielgruppenspezifisch auf Transformationsprozesse der Arbeitswelt zu reagieren. Dementsprechend ist Weiterbildung die bevorzugte Form, in der sich das viel beschworene „Lebenslange Lernen“ vollzieht und auf diese Weise eingebettet in arbeitsmarkt-, sozial- und bildungspolitische Steuerungsprogramme. Am Knotenpunkt theoretischer Konzepte und individueller Handlungspraxis ist sie daher besonders geeignet, um zu untersuchen, wie sich Subjektivierung als Herausbildung von Subjektformungen im Zusammenwirken von Fremd- und Selbstkonstitution vollzieht.
Konkret werden Weiterbildungen, in denen kommunikative Kompetenzen vermittelt werden und die im Rahmen der Erwerbstätigkeit erfolgen, auf der Grundlage von ethnographischen Beobachtungen und Interviews mit den Teilnehmern analysiert. Ziel des Forschungsvorhabens ist es erstens, empirisch zu erschließen, inwiefern diskursive Anrufungen im Kontext von beruflichen Weiterbildungen an der Formierung der Subjekte beteiligt sind. Dafür sollen Umgangs- und Reflektionsweisen als Subjektformierungen herausgearbeitet werden: d.h. zu erschließen, wie sich Subjekte unter der spezifischen diskursiven Anrufung verhalten, sich erklären und legitimieren und welche Handlungsspielräume sie dabei empfinden. Zweitens soll eine begründete Hypothese darüber aufgestellt werden, wie diese Umgangsweisen und Typen der Selbstführung an spezifische Regierungsformen zurückgebunden sind. Derart soll in den Blick geraten, inwiefern diese Formen auch Ausgangspunkt und Basis der Beschreibungen sind, die als solche daran beteiligt sind, Diskurse hervorzubringen.
Cornelia Schendzielorz studierte Soziologie sowie Neuere und Neueste Geschichte in Freiburg und Bordeaux. Von 2009-2012 arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sozialforschung in Frankfurt a.M. im dt.-frz. Kooperationsprojekt „Bewährungsprobe durch das Fernsehen. Eine Studie über die medialen Formen der Anerkennung.“
Seit Oktober 2012 promoviert sie am Centre Marc Bloch in Berlin. Ihre Interessensschwerpunkte liegen im Bereich der Arbeits- und Kultursoziologie, der Governmentality-Studies und der qualitativen Sozialforschung.
Vorträge/Radiobeiträge/Veröffentlichungen
- Gehaltloser Erfolg. Die Bewertungskultur der Ungewissheit in den Casting-Shows (mit Dr. Olivier Voirol): Vortrag im Rahmen der Tagung „Erfolgskulturen der Gegenwart“ am WZB in Berlin (Veröffentlichung im Rahmen eines Leviathan Sonderbands 2013), 24.02.2012
Ambiguous evaluations in reality-TV talent shows. A comparison of the German and French version of Pop-Idol, diskutiert von: Dominique Pasquier (ParisTech): Vortrag im Rahmen des Workshops „»Fernsehen als Bewährungsprobe« Medien, Gesellschaft, Kritik“ am IfS, Frankfurt am Main, 10.12.2012
Die Erschöpfung der Kritik. Am Beispiel der Casting-Shows (mit Dr. Olivier Voirol): Vortrag im Rahmen der Vortragsreihe „Kritische Soziologie“ der AGIO einer Kooperation des IfS mit dem Fachbereich 03 Gesellschaftswissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt am Main, 09.02.2012
Subjektivierung in Zeiten der Aktivierung: Vorstellung des Promotionsprojekts im Rahmen der Forschungswerkstatt am IfS in Frankfurt am Main, 19.01.2012
Zur Analyse der Bildsprache am Beispiel von Deutschland sucht den Superstar (mit Dr. Olivier Voirol): Vortrag im Kolloquium von PD. Dr. Cornelia Brink, Freiburg im Breisgau, 14.12.2011
Castingshows - Eine Erziehung zur Verantwortungslosigkeit oder die Auflösung der Verantwortung? (mit Dr. Olivier Voirol): Vortrag auf dem Symposium der Konrad-Adenauer-Stiftung in Kooperation mit der UFA Film & TV Produktion „Prinzessinnen im Wartestand. Soziale Verantwortung des Unterhaltungsfernsehens“ in Berlin, 24.11.2011
Verpflichtet auf Erfolg – verdammt zum Scheitern. Selbstbewertung in Casting-Shows (mit Dr. Olivier Voirol): Vortrag auf der Tagung „Scheitern – ein Desiderat der Moderne“ an der Leibniz Universität Hannover (erscheint im Tagungsband Anfang 2013 im VS-Verlag), 16.09.2011
Daniel trouve sa voix – Soan trouve sa voie (mit Dr. Alain Bovet): Vortrag im Seminar des MSH (Maison des Sciences de l'Homme) "Concours - prix - palmarès : médiatisation de la créativité et industries créatives" Paris Nord, 18.03.2011
Deutschland sucht den Super-Job, Interview in Deutschlandradio Wissen, 24.02.2011
Die Castings des neoliberalen Kapitalismus (mit Dr. Olivier Voirol): Vortrag in der Nachwuchsgruppe des Exzellenzclusters Normative Ordnungen "Krise und normative Ordnung. – Variationen des ‚Neoliberalismus‘ und ihre Transformation" (Leitung Dr. Thomas Biebricher), 17.01.2011
Paradoxien der kulturellen Partizipation (mit Dr. Kai Dröge, Ophelia Lindemann und Dr. Olivier Voirol): Vortrag im Kolloquium des IfS in Frankfurt am Main, 28.06.2010
Bewährungsprobe durch das Fernsehen. Eine Studie über die medialen Formen der Anerkennung (mit Dr. Olivier Voirol): Projektvorstellung im Kolloquium des IfS in Frankfurt am Main, 12.04.2010
Anerkennung im Sprechen. Eine theoretische und empirische Analyse der sozialen Dimension des Sprechens (Magisterarbeit): online veröffentlicht vom Bundesinstitut für Berufsbildung online veröffentlich, Oktober 2011, www.bibb.de/dokumente/pdf/Mag_Schendzielorz.pdf