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Promotionsprojekt Lena Herbers

 

Recht. Pflicht. Widerstand? Gesellschaftliche Konzeptionen von zivilem Ungehorsam aus der Perspektive der Rechtsprechung sowie von Aktivist*innen im zeitlichen Vergleich (von 1975 bis heute)

 

Dieses Promotionsprojekt untersucht das Phänomen des zivilen Ungehorsams und die damit zusammenhängenden Aushandlungsprozesse und Strategien zu seiner Legitimierung und Delegitimierung. Durch einen zeitgeschichtlichen Längsschnittvergleich von juristischen und aktivistischen Perspektiven sollen Entwicklungen des Verständnisses zivilen Ungehorsams rekonstruiert werden. Dabei untersucht das Promotionsprojekt das in Praxis und Theoriebildung vielschichtige Phänomen des zivilen Ungehorsams aus mehreren Blickwinkeln: Analysiert werden Aktionen, die als ziviler Ungehorsam eingeordnet werden, und die Rechtsprechung dazu in ihren jeweiligen zeitlichen und politischen Kontexten. Dazu werden sowohl Gerichtsurteile und rechtliche Auseinandersetzungen zum zivilen Ungehorsam als auch Stellungnahmen zu Urteilen und rechtlichen Auseinandersetzungen von Aktivist*innen und politischen Gruppen aus drei Zeitblöcken untersucht: den 1970er Jahren, den 1990er Jahren sowie aktuelle Dokumente. Das Material wird qualitativ-rekonstruktiv ausgewertet.

Die zentrale Frage ist dabei, wie ausgehandelt wird, welche Formen von politisch begründeten Rechtsverstößen in einer demokratischen Gesellschaft noch legitimierbar sind und welche nicht. Diese Kämpfe um die Deutung von politischen Aktivitäten werden im Rahmen dieses Promotionsprojektes einer systematischen Analyse unterzogen. Im Kern geht es darum, ob und wie politische Dissidenz als Praxis legitim anerkannt wird und welcher Gesetzesbruch trotz einer rechtlichen Androhung von Sanktionen auf einer moralischen Ebene als legitim gerechtfertigt werden kann. Im Rahmen dieses Promotionsprojektes soll dazu die kontingente und damit verhandelbare Grenze zwischen legitimem Protest und Straftat betrachtet werden.

Ziel ist es, die Erkenntnisse der jeweiligen Felder zu nutzen und sie im Rahmen der Untersuchung miteinander zu verknüpfen, bestehende blinde Flecken herauszuarbeiten und einen empirisch gestützten Beitrag zur Debatte um zivilen Ungehorsam zu leisten.

 

Kurzvita

Lena Herbers studierte von 10/2008 bis 01/2015 Rechtswissenschaft (Erste juristische Prüfung) und von 10/2014 bis 03/2019 Soziologie (M.A.) an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und der Universitetet i Bergen (Norwegen). Von 10/2014 bis 06/2020 leitete sie Studienberatung der Rechtswissenschaftlichen Fakultät in Freiburg. Seit 05/2020 ist sie Doktorandin am Institut für Soziologie in Freiburg, ab 07/2021 gefördert durch die Friedrich-Ebert-Stiftung.

Sie forscht zu politischer Soziologie, Protest und sozialen Bewegungen, zivilem Ungehorsam, Rechtssoziologie und mit qualitativen Methoden.

 

 

Publikationen

  • Herbers, Lena (2020): „Wo Unrecht zu Recht wird ...“ Ziviler Ungehorsam in Theorie und Praxis. In: Forum Recht (2/20).

  • Herbers, Lena (2012): „Drogendelikte und das Asyl- und ‚AusländerInnenrecht‘“ Drogenhandel als Ausweg aus einer Zwangslage und Abschiebegrund. In: Forum Recht (4/12), S.190-191.

 

 

Lehrveranstaltungen

 

Wintersemester 2020/21: Seminar: Von Demonstrationen und Blockaden – Eine Einführung in die Soziologie sozialer Bewegungen, Institut für Soziologie, Universität Freiburg

 

Kontakt

lena.herbers@soziologie.uni-freiburg.de