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Promotionsprojekt Kim Hagedorn

Soziale Aspekte des nächtlichen Träumens (Arbeitstitel)

 

 

Eine Krise, ausgelöst durch einen Krieg oder eine Pandemie, ist eine gesellschaftliche Ausnahmesituation, die auch dorthin reicht und wirkt, wo das bewusste Alltägliche pausiert und dem nächtlichen Unbewussten Platz macht, dort, wo die vermeintlich individuelle Intim- und Privatsphäre schlechthin regiert. Bereits die theoretischen Annahmen zum Traum und dem topischen Instanzmodell der menschlichen Psyche von Sigmund Freud deuten darauf hin, dass das Gesellschaftliche auch immer irgendwie im Traum stattfindet und mögen seine Inhalte erst einmal noch so entgegengesetzt zur Wachwelt erscheinen. Und auch in den ersten berühmten Traumdeutungen der Spätantike, durch Artemidor von Daldis, war ein starker Bezug zum gesellschaftlichen, oder wenigstens gemeinschaftlichen Rahmen des Oikos enthalten. Dennoch gilt der nächtliche Traum mittlerweile und insbesondere in den westlichen Gesellschaften als das schlechthin Persönliche, Intime und Subjektive. Spätestens das Träumen in der Pandemie macht aber deutlich: er ist nicht bloß individuell, sondern auch gesellschaftlich bestimmt.

Was der nächtliche Traum für eine Gesellschaft und das in ihr agierende Subjekt bedeutet, welche Erwartungen und Anrufungen an dieses gerichtet werden, hängt mit Sigmund Freud gedacht, der die wissenschaftliche Traumauffassung der Moderne und Spätmoderne wesentlich prägte, von ihren Werten, Normen und Tabus ab und anders herum geben die Träume der Einzelnen, aber vor allem die Handreichungen zum Umgang mit ihnen Hinweise auf eben jene spezifische Gesellschaftsformation. So lautet die im Zentrum dieser folgenden kultursoziologischen Annäherung stehende Frage: Was vermag der Traum, der ja von Person zu Person von Nacht zu Nacht unterschiedlich ist, dennoch über die Gesellschaft, in der er entsteht, auszusagen? Was ist also das Soziale des Träumens?

 

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